Ein Blick zurück auf 25 Jahre Business

 -  Woher nehme ich eine gute Geschäftsidee? Wie baue ich ein erfolgreiches Unternehmen auf? Und wie überstehe ich schwierige Phasen? Vectrons Unternehmensgründer Thomas Stümmler und Jens Reckendorf erzählen von der spannenden Gründungszeit und sprechen über Vectrons Zukunft.

Was war zu Anfang eure Vision – welches Problem wolltet ihr lösen? Wie ist eure Geschäftsidee entstanden und welches Ziel habt ihr damals vor Augen gehabt?

Thomas: Meine Eltern hatten damals in der Gastronomie Probleme mit Warenschwund in den Betrieben. Jens konnte programmieren, also dachten wir, dafür müsste man doch eine Software schreiben können. Wir haben eine Warenwirtschaft entworfen und einfach mal geschaut, ob das funktioniert – und das hat es.

Jens: Als wir gemerkt haben, dass die Software praxistauglich ist, haben wir sie immer weiterentwickelt. Das war noch vor der offiziellen Unternehmensgründung, praktisch zu Schulzeiten.

Thomas: Uns kam der Gedanke, dass es ja auch andere geben muss, die das nutzen können, denn eine Software lässt sich ja einfach kopieren. So ist ein Prozess in Gang gekommen, und 1990 haben wir die GmbH gegründet – eigentlich schon vier Jahre, nachdem wir die allerersten Schritte gemacht hatten.

 

Wie ist es dann weitergegangen? Was waren die Meilensteine in eurer Entwicklung?

Thomas: Von der Warenwirtschaft war es nicht weit bis zur Entwicklung von Kassensystemen. Irgendwann sahen wir bei den Kunden ein Bedürfnis: Es wäre schön, wenn man die Daten, die in der Kasse schon vorhanden sind, nicht ein zweites Mal in die Warenwirtschaft eintippen müsste, sondern die Daten automatisch übertragen werden. So kam das Thema Datenfernübertragung auf, was in den frühen 90ern unser Hauptprodukt ausgemacht hat.

Dann haben wir uns im Laufe der Zeit immer mehr auf Kommunikationssoftware, Datenkommunikation und Reporting konzentriert. Bei einer Firma, der wir eigentlich Software liefern sollten, gab es auf einmal Umstrukturierungen, und das Ende vom Lied war, dass wir mit unserer frischgebackenen Software ein bisschen auf der Straße standen. Wir dachten: Na gut, dann machen wir es notgedrungen selbst. Wir haben also unsere Software auf amerikanische Hardware aufgespielt, einen Vectron-Aufkleber draufgeklebt – und dann waren wir im Prinzip Kassenhersteller. Das war 1996.

Schließlich erkannten wir aber, dass wir eine eigene Kassenhardware bauen müssen, wenn wir nicht immer von anderen abhängig sein möchten. VPOS 32 kam 1998 raus, 1999/2000 haben wir die Modelle ColorTouch und Mini nachgelegt, und 2001 haben wir die erste POS Mobile herausgebracht.

 

Was waren am Anfang die größten Hindernisse und Schwierigkeiten, mit denen ihr euch konfrontiert saht?

Thomas: Das größte Problem ist immer, daran zu glauben, dass aus einer Idee einmal etwas werden kann. Das Schwierigste an der Unternehmensgründung ist, diese Phase zu überwinden und sich währenddessen immer wieder zu motivieren. Das ist später, wenn man sich mit einem Unternehmen etabliert hat, immer noch so: Bei jedem neuen Produkt, das man einführt, ist man wieder in der gleichen Situation.

 

Was würdet ihr als euren ersten Erfolg bezeichnen?

Thomas: Den ersten Auftrag zu bekommen – damals noch von meinen Eltern – war keine große Schwierigkeit. Die waren ja wohlwollend und hätten damit leben können, wenn unser Produkt nicht so gut funktioniert hätte. Die Software hat in der betrieblichen Praxis dann aber tatsächlich funktioniert und die Erwartungen der Kunden erfüllt: bessere Warenkontrolle, weniger Schwund etc. Das war für uns die Motivation, weiterzumachen: Als wir sahen, dass wir etwas haben, das in der Praxis wirklich Sinn macht und das die Leute gut finden.

 

Gab es denn auch Krisen im Verlauf von Vectrons Entwicklung?

Thomas: Um das Wachstum zu finanzieren, haben wir 1999 den Börsengang gemacht. Wir verfolgten die Strategie, Tochter- und Vertriebsgesellschaften, mit denen wir zusammengearbeitet haben, aufzukaufen. Der Gedanke war, dass wir diese Firmen dann besser steuern und mehr Umsatz machen können. Der Zusammenbruch des neuen Marktes hat dazu geführt, dass wir einiges nicht mehr über den Aktienmarkt refinanzieren konnten, wie wir ursprünglich geplant hatten. Dazu kam 2001 nach der Einführung des Euro noch die Wirtschaftskrise. Aber wir schafften es, einen Investor zu finden, der unsere Potenziale gesehen hat: die Hansa Chemie International AG, die investierte und mit uns zusammen die ganzen Altlasten beseitigt hat. Obwohl wir Verluste hatten, haben wir diese eingrenzen und das Unternehmen stabilisieren können.

Jens: 2006 erholte sich der Markt wieder. In dieser Zeit haben wir die Firma von der Hansa-Chemie zurückgekauft und ein zweites Mal an die Börse gebracht.

 

Wie hat sich Vectron seitdem entwickelt?

Thomas: Bis zum Jahr 2008 haben wir uns über sehr ordentliche Ergebnisse gefreut. 2009 kam dann die Eurokrise. Damit wir trotzdem weiter wachsen konnten, brauchten wir neue Geschäftsbereiche. Mit Produkterneuerungen und anderen Innovationen haben wir es in den vergangenen Jahren geschafft, unseren Umsatz auf einem hohen Niveau zu stabilisieren. Da wir mit unseren neuen Marken Duratec und bonVito nach langem Anlauf jetzt durchstarten, bin ich auf das nächste Jahr sehr gespannt.

Jens: In 25 Jahren haben wir uns ständig verändert und angepasst. Gerade in der Technologiebranche schaffen es manche Firmen in ihrer Entwicklung nicht, am Ball zu bleiben. Wir dagegen haben uns schon ein paar Mal gehäutet.

 

Wie stellt ihr euch Vectrons Zukunft vor?

Thomas: Wir müssen deutlich wachsen. Wir haben viel Geld investiert, um diese Wachstumsvoraussetzungen mit zwei neuen Geschäftsfeldern zu schaffen, und ich bin guter Dinge, dass das klappen wird. Das Ziel muss immer sein, das, was man hat, zu verdoppeln. Wenn man sich das nicht vornimmt, bekommt man Probleme.

Jens: Es gibt viele Plattitüden, „Stillstand ist Rückschritt“ und all das. Aber im Grunde stimmt das schon.

Thomas: In jeder Branche gibt es irgendwann eine Konsolidierung. Am Anfang sprießen tausend Pilze, und irgendwann konsolidiert sich alles auf ein paar großen Bäumen. Für uns muss das Ziel sein, dass Vectron einer von diesen Bäumen bleibt und national sowie international auf hohem Niveau mitspielt. Dafür brauchen wir natürlich Produkte, die uns das erlauben – und ich glaube, die haben wir mittlerweile.